Leben mit einem Handicap
In der letzten Schulwoche vor den Sommerferien fanden an unserem Gymnasium wieder die Projekttage statt. Für die Jahrgangsstufe 7 standen die zwei Tage unter dem Thema Leben mit einem Handicap. Gespannt waren wir darauf, was uns erwartete. Wir trafen uns in der Mensa und wurden von Frau Andrea Heilmann in den Verlauf und die Thematik eingeführt und die Gäste, die die drei Workshops leiteten, wurden begrüßt.
Vom Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund kamen Herr Volker Tesar und Herr Michael Schulz, die uns einen Einblick in ihre Welt gewährten und uns zeigten, dass sie trotz der Behinderung viel Freude am Leben haben und in keiner Weise eingeschränkt sind, denn ihre anderen Sinne sind ausgeprägter als unsere und „übernehmen“ den fehlenden Sehsinn. Sehr erstaunt waren wir, dass Herr Schulz das Aussehen von ihm unbekannten Personen durch Ertasten der Hand, einem Handdruck und Betasten des Unterarms und dem Hören unserer Stimme erahnen kann. Er konnte uns sagen, wie groß wir ungefähr sind, wie unsere Figur ist und uns auch seinen Eindruck von unserer Persönlichkeit mitteilen. Herr Schulz erklärte uns auch das Laufen mit einem Blindenstock und ließ es uns anschließend selbst ausprobieren, damit wir ein Gefühl dafür bekommen, wie er sich fortbewegt – wir merkten, wie schwer es ist, sich ohne die Fähigkeit zu sehen zurecht finden zu können. Herr Schulz hat selbst vierzig Jahre als Lehrer gearbeitet, wobei er zwanzig Jahre vollblind war und somit der erste blinde Lehrer Unterfrankens war.
Herr Tesar erzählte uns, dass er trotz seiner Sehbehinderung seinen Beruf uneingeschränkt ausüben kann. Er schreibt selbst Bücher und erzählte uns über die Möglichkeiten Sport als Blinder zu treiben. Auch erklärte er uns die Nutzung sprachgesteuerter Medien. So benötigt man z.B. eine spezielle Tastatur, wenn man als Blinder einen Computer bedienen möchte.
Nach einer Pause, in der wir uns mit unserem selbstgebackenen Kuchen stärkten und über die ersten Erfahrungen sprachen, gingen wir zu dem zweiten Workshop, den Frau Doris Ehrenreich und Frau Uta Schmitgen vom Paritätischen Wohlfahrtsverband Unterfranken übernahmen. Diese beiden Damen zeigten uns, wie wir mit ihnen trotz der Gehörlosigkeit von Frau Ehrenreich, die mit elf Jahren durch eine Erkrankung ihr Gehör verlor, miteinander kommunizieren können. Sie haben uns mit der Gebärdensprache fasziniert und uns einen Einblick in ihr Leben gegeben. Frau Schmitgen hat unsere Fragen für Frau Ehrenreich mit der Gebärdensprache übersetzt; meistens aber konnte Frau Ehrenreich sich selbst helfen, indem sie von den Lippen abgelesen hat. Dafür ist es wichtig, dass man mit den Gehörlosen Blickkontakt hat, langsam und deutlich spricht. Auch die Mimik ist von Bedeutung.
Nach einer weiteren kurzen Pause waren wir noch auf den dritten Workshop gespannt. Diesen leitete Frau Susanne Eyrich von der Polizeiinspektion Kitzingen. Sie zeigte uns, wie man sich in Gewaltsituationen verhält, mit Gewalt oder auch Mobbing umgehen, ihnen begegnen kann. Zuerst spielte Frau Eyrich verschiedene Rollenspiele mit uns, um uns nahezubringen, wie man in einer Situation, in der Leute ausgeschlossen oder verletzt werden, handeln sollte. Zum Beispiel mussten wir Gruppen bilden und zwei „neue“ Mitschüler ausschließen, indem wir sie nicht in unsere „Cliquen“ gelassen haben. Durch das spielerische / aktive Ausprobieren konnten wir ein klein wenig erahnen, wie man sich in einer solchen Situation fühlen könnte.
Nach einem kurzen Feedback verabschiedeten wir die Gäste und waren gespannt, was uns der zweite Tag bringen würde.
Die ganze Jahrgangsstufe 7 möchte sich noch einmal herzlich bei allen Gästen / Mitwirkenden für die neuen Eindrücke und die Erfahrungen bedanken.
Klasse 7a und Andrea Heilmann