Etwas Relevantes tun
„Wie viele Flüchtlinge können und sollen wir aufnehmen?“ Dies war die Einstiegsfrage des Caritas Asylsozialarbeiters Jonathan Pabst bei seinem Vortrag vor dem P-Seminar „Deutsch als Zweitsprache“ am Gymnasium Marktbreit.
Die Schülerinnen und Schüler, die Kindern und Jugendlichen die deutsche Sprache ehrenamtlich vermitteln, gaben ganz unterschiedliche Antworten. Für Pabst ist die Frage eine ethische, eine Antwort würde sich keiner einfach machen. Aus seiner Erfahrung als Asylsozialberater kann er berichten, dass Deutschland wirklich viele Flüchtlinge aufnehmen könne, mehr, als in Medien kolportiert würde. Dem Satz der Bundeskanzlerin: „Wir schaffen das!“, kann er aus vollem Herzen zustimmen. Der Referent belegt seine Aussagen mit Zahlen: Von den ca. 64 Millionen Menschen, die aktuell auf der Flucht sind, nimmt Europa etwa 3% auf, von den 890 000 Menschen, die im „Krisenjahr“ 2015 in Deutschland ankamen, blieben nur die Hälfte.
Anschließend erklärt der junge Asylsozialberater, wie das Asylsozialverfahren funktioniert und dass seine Aufgabe häufig darin besteht, den Menschen die Angst vor dem Rechtsstaat Deutschland zu nehmen und die Geflüchteten kompetent zu beraten, sodass ihre Bleibeperspektive positiv ausfällt. Nicht selten seien die Flüchtlinge geistig und körperlich erschöpft und würden durch lange Verfahren und unklare Aussichten zusätzlich zermürbt.
Kritisch sieht der Referent die ungleiche Behandlung der Heimatlosen aufgrund des Föderalismus. Denn während Bayern viele Asylsuchende, besonders Afghanen, abschiebt, wären andere Bundesländer z.B. Nordrheinwestfalen liberaler und hätten aufgrund häufiger Anschläge in Afghanistan die Abschiebepraxis sogar ausgesetzt. Folglich habe ein nach Bayern Geflüchteter weniger Bleibechancen, obwohl er im gleichen Land wie sein nach NRW zugewiesener Landsmann Aufnahme gefunden habe. Fraglich ist, ob dieser Zustand vom Grundgesetz gedeckt sei.
Pabst warnt davor, gut gelungen Integration, die auf dem zivilgesellschaftlichen Engagement vieler Deutscher beruhe, durch den Blick auf Wahlen zu gefährden.
Der Asylsozialberater betont, dass sein Beruf ebenso zerknirscht wie belohnt. Er empfiehlt den Schülerinnen und Schüler bei ihrer Berufswahl auf das zu hören, was in ihnen stecke. Bei ihm sei es ein großes Ungerechtigkeitsbewusstsein gewesen, das ihn dazu gebracht habe, das Studium der „sozialen Arbeit“ aufzunehmen. „Tut etwas für euch Relevantes, dann trefft ihr die richtige Berufswahl“, gibt er den Schülerinnen und Schüler abschließend mit auf den Weg.
Maria Stegmann