Enrichment-Kurs „Lebendiges Latein“: Auf den Spuren der Römer im Taunus
An einem sonnigen Märzfreitag war als außerschulischer Lernort die Saalburg in der Nähe von Bad Homburg das Ziel der Schülerinnen und Schüler. 12 Stunden unterwegs, die sich wirklich lohnten. Nach einer erlebnisreichen Hinfahrt mit Verspätungen, Rennen durch den ganzen Frankfurter Hauptbahnhof und einer Wanderung bergauf im Eiltempo gelangten wir am Haupttor der Saalburg, der Porta Praetoria an.
SALVE!
Wir standen vor dem vor über 100 Jahren wieder aufgebauten Kastell auf der Höhe des Saalburgpasses im Taunus, das die einstige Grenze des Römischen Weltreiches, den Limes, bewachte. Zunächst ein Holzkastell wurde es ca. 135 n. Chr. zu einem Kohortenkastell für ungefähr 600 Mann ausgebaut. Im vicus (Lagerdorf) entlang der Straße wohnten die Familien der Soldaten, Händler und Handwerker. Einige Jahre später wurde das Kastell in Steinbauweise erweitert. Der vicus wuchs und erhielt eine großzügige Badeanlage, eine Herberge und andere öffentliche Bauten. Um das Jahr 200 lebten an die 2000 Soldaten und Zivilisten im Bereich der Saalburg. Es gab mittlerweile eine ausgebaute Infrastruktur mit befestigten Straßen, Geschäften, Gasthäusern. Durch Bedrohungen des römischen Grenzgebietes mussten der Limes und die Saalburg nach 260 n. Chr. aufgegeben werden. Nach über anderthalb Jahrhunderten endete nun die Herrschaft der Römer über das Taunusgebiet.
Diese Informationen erhielten die Schülerinnen und Schüler durch eine fachkompetente Führerin, die die Kinder durch das Kastell führte, ihnen die Schlaf- und Aufenthaltsräume, eine Schusterwerkstatt – hier entdeckten die Kinder, dass sie in der Schule gerade begonnen hatten, ihre Römerschuhe nach genau denselben antiken Schnittmustern herzustellen – und die principia zeigte; durch Funde, Replike, Nachbildungen und Zeichnungen konnte uns alles lebendig vor Augen geführt werden. Auch ein errichteter Tempel ließ uns etwas von der Bedeutung des Heiligtums für die Römer erahnen.
Aber die Schülerinnen und Schüler mussten nicht nur zuhören, sondern nahmen dann auch an einem Aktivprogramm teil. Es ging zum Bogenschießen: Die Führerin erklärte ausführlich den Bau der Reflex- und Langbögen und der sagittae in der Antike und führte sie darauf in die Technik des Bogenschießens ein. Voller Begeisterung waren die Schülerinnen und Schüler bei der Sache und freuten sich über jeden Treffer – die nicht selten waren.
Zum Alltag eines Römers, einer Römerin gehörte natürlich auch die richtige Kleidung. Auch hier erhielten die Kinder einen vertieften Einblick, zogen sich als Soldat an und konnten nur annähernd erahnen, wie schwer es für einen Soldaten gewesen sein musste, die Gewichte der Kleidung (u.a. ein Kettengewand zum Schutz) und die Bewaffnung über einen längeren Zeitraum, z.B. bei einem Marsch zu tragen. Aber auch die vornehmen Römer und die matrona, die verheiratete Römerin, stellten sich uns in ihrer Alltags- und auch Ausgehtracht vor. Auch hier bekleideten sich die Schülerinnen und Schüler mit toga, tunica, palla und auch römischen Schuhen. Jetzt wussten sie, warum es wichtig war, eine serva, einen servus zu haben, denn ein Ankleiden ohne Hilfe war kaum möglich.
Andrea Heilmann