Politiker für einen Tag
„Was würdest Du tun, wenn Du König für einen Tag sein könntest?“ – diese Frage haben sich viele schon mal gestellt. Nun, ganz so weit sind wir dann doch nicht gegangen. Aber … Politiker für einen Tag zu sein, das haben wir ausprobiert! Landkreis und Kreisjugendring Kitzingen haben die Jugendlichen des Landkreises eingeladen, ihre Ideen für eine bessere Zukunft vorzustellen, und viele sind der Einladung gefolgt.
Zwei Themenbereichen waren ausgeschrieben: nachhaltige Mobilität und Hilfe für durch Corona geplagte Jugendliche.
Das zweite Thema hat uns besonders interessiert, und bald sprudelte es nur so aus uns heraus: ‚Wir waren viel zu viel alleine, und manche sind es immer noch!‘ – ‚Plötzlich sollten wir uns alles selber beibringen!‘ – ‚Alles, was uns Spaß gemacht hatte, wo wir kreativ sein und uns selbst verwirklichen konnten, war plötzlich weg!‘ – ‚Wir sollten einfach funktionieren!‘ – ‚Wir hatten Angst!‘ – und all das alleine. Ja, inzwischen sind wir wieder in der Schule, aber wir spüren, dass diese Zeit nicht spurlos an uns vorbeigegangen ist. Manche kommen nicht mehr mit; manche fühlen sich unter so vielen Menschen gar nicht mehr wohl; viele sehnen sich nach der richtigen, echten Normalität mit all ihren kleinen Berührungspunkten, deren Bedeutung uns vorher nie bewusst gewesen war.
Die Problematik zu beschreiben war also kein Problem. Wie aber sollte eine Lösung oder zumindest eine Erleichterung aussehen? Welche Maßnahmen würden Jugendlichen tatsächlich helfen? Was wäre realistisch durchführbar und finanzierbar? Schließlich fiel unser Blick … direkt vor unsere eigenen Füße, und wir sahen, dass es hier, in unserer Schule, bereits viele Ideen und viel Engagement gab. Das beste Beispiel waren für uns die Lerntutoren, die jedem, der es möchte, bei schulischen Problemen unter die Arme greifen. Weitere Ideen wurden entwickelt: Workshops, Vorträge, Themenwochen … doch wer soll das bezahlen?
Am 01.06. war es dann endlich soweit: Ein Chauffeur (Busfahrer) brachte uns in einer riesigen Limousine (Bus) in die Steigerwaldhalle in Wiesentheid, wo wir auf verschiedene Politikerkollegen trafen – junge aus anderen Schulen und nicht ganz so junge aus dem Kreistag; geleitet wurde die Sitzung von Landrätin Tamara Bischof. Bevor wir unsere Ideen vorstellten und diskutierten, wurden uns in Expertenvorträgen noch einige Einblicke in die teils doch recht komplizierten Prozesse, Abhängigkeiten und Widersprüche bspw des öffentlichen Nahverkehrs und der Verkehrsplanung allgemein gegeben.
Frau Bischoff vom Sozialen Dienst wiederum referierte über die Folgen der Pandemie für Jugendliche und zeigte uns, dass unsere subjektiven Eindrücke durchaus repräsentativ sind. Aufgrund ihrer breiten Erfahrung konnte sie aber auch fünf Maßnahmen aufzeigen, die Jugendlichen helfen könnten: Normalisierung und Aktivitäten bspw in Vereinen; ein verlässlicher Fahrplan für die nächste Zeit; verstärkte Beratungs- und Therapiemöglichkeiten; Wachsamkeit und Bereitschaft Hilfe zu organisieren bzw anzunehmen – und Optimismus.
Und was war nun unser Vorschlag? Wir empfahlen, den Schulen des Landkreises mehr Geld für pädagogische Maßnahmen und Angebote zukommen zu lassen, bspw um Lerntutoren, Workshops und andere Projekte finanzieren zu können. Unsere Kollegen waren ganz unserer Meinung, und so wird der Vorschlag nun als nächstes dem Kreistag vorgestellt.
Das, soweit waren wir uns schnell einig, sollte aber nicht das Ende unserer Jugendpolitiker-karriere sein; nein, wir wollen weitermachen! Als nächstes planen wir eine weitere Eingabe an den Kreistag, um unseren Vorschlag zu konkretisieren und auszubauen. Denn wir haben gesehen: Wir alle sind Politiker, und nicht nur für einen Tag!
Barbara Speckner