Deutschunterricht mal anders
Es scheint wohl eher ein schwierigeres Vorhaben zu sein, Schüler:innen der Oberstufe für das Theater zu begeistern. Die Deutschlehrerinnen Frau Werner und Frau Weinrich (Anmerkung Fr. Weinrich: Gemäß der tollen Idee von Fr. Werner) haben mit ihrem Projekt „Theater-Karussell“ aber genau das geschafft.
Angefangen hat alles mit Frau Weinrichs zögernder Frage an ihren Deutschkurs, ob denn überhaupt Interesse an einem freiwilligen gemeinsamen Theaterbesuch außerhalb der Schulzeit bestehe. Wider Erwarten fanden viele Schüler:innen Gefallen daran und so machten sich die Klassen von Frau Werner und Frau Weinrich auf den Weg nach Würzburg.
Das erste Stück, „Goethes gesamte Werke“, das im Theater Chambinsky aufgeführt wurde, handelte – wie schon der Titel verrät – von einer Vielzahl von J. W. Goethes Werken. „Iphigenie“, „Die Leiden des jungen Werther“, aber auch „Faust“ und „Götz von Berlichingen“ wurden thematisiert und den Zuschauern in einer lockeren Art und Weise, mit viel Witz und Humor, näher gebracht. Parallel dazu wurden tiefe Einblicke in das Leben Goethes, beispielsweise seine Freundschaft mit Schiller, seine persönlichen Krisen, aber auch seine vielen Frauengeschichten gegeben.
Die Stimmung nach dem Stück war einstimmig positiv: Die Schüler:innen waren begeistert, sowohl von der schauspielerischen Darbietung, als auch von der inhaltlichen Gestaltung. Und nicht wenige sagten danach, dass sie Goethe und seine Werke nun viel besser verstehen können.
Als nächstes wurde das Stück „Wer hat Angst vor Virgina Woolf“ von Edward Albee aufgeführt. An einem gemütlichen Donnerstagabend trafen sich die Schülerinnen und Schüler erneut, um sich die verbale „Zimmerschlacht“ eines Ehepaars anzusehen. Lautes Geschrei, dunkle Geheimnisse, spitzer Humor und nicht enden wollende Sticheleien waren auf der Bühne zu sehen.
Die anfängliche Skepsis im Publikum wandelte sich schon bald zu Begeisterung und Interesse an den Konflikten, die das Ehepaar auf der Bühne austrug. Man fieberte mit, bekam Gänsehaut und fragte sich, was denn nun Wahrheit und was Lüge ist. Und am Ende blieben nicht wenige Schüler:innen leicht verwirrt, irritiert und mit vielen Fragen im Kopf zurück. Und genau das macht doch eine gute Theateraufführung aus.
Anschließend wurde die Möglichkeit geboten, die aufgewühlten Gefühle und verschiedenen Interpretationsideen der Zuschauer bei einer Runde Getränke und einem Konzert von einer kleinen Indie-Band zu besprechen.
Zuletzt waren wir dann in George Orwells „1984“ – einem Klassiker der Weltliteratur. Das Stück wurde im Theater Ensemble in Würzburg aufgeführt, was einmal eine erfrischende Abwechslung zum Theater Chambinzky bot. Einige empfanden das Stück als merkwürdig und verwirrend, andere waren begeistert von der Darbietung.
Laura Herrmann und Isabel Mayr, Q12