Die Fabeln Tranquilla Trottetoujours und La Cigale et la Fourmi
Das Französischlernen findet meist in den Klassenzimmern statt. „Ameiseneifrig“ gilt es dort häufig Vokabeln zu lernen und grammatische Strukturen zu begreifen, um alles kontextualisiert für die eigene Sprachanwendung einsetzen zu können. Das ist mitunter ganz schön anstrengend und fordert viel Disziplin. Dass man sich der französischen Sprache aber auch „grillenhaft“ nähern kann, indem man sich zeit- und raumenthoben sowie idealerweise vorbehaltslos darauf einlässt, um Sprache „sprudeln“ zu lassen, – dazu hat uns die Schauspielerin Marina Lahann in ihren Theaterstücken Tranquilla Trottetoujours und La Cigale et la Fourmi eingeladen.
Ihre Liebe zur französischen Sprache – sie wuchs als Kind in einem afrikanischen Land auf und konnte sich so das Französische v.a. durch den Kontakt mit den Menschen aneignen – hat die Künstlerin mit ihrem Beruf verbunden. So hat sie zweisprachige Theaterstücke für Jugendliche entwickelt, die die Schüler*innen bemerken lassen, wie viel sie schon im Französischen verstehen, wobei zusätzlich mit dem Wechsel in die deutsche Muttersprache immer die nötige Sicherheit geben wird. Dies wirkt keinesfalls aufgesetzt, beide Sprache verschmelzen miteinander zu einem großen Ganzen. Und selbst, wenn man noch gar kein Französisch gelernt hat – so wie die Fünftklässler, die ebenso schnuppern durften, da sie nächstes Jahr mit der Fremdsprache beginnen werden- ist vieles durch die Mimik und Gestik der Schauspielerin selbsterklärend. Frau Lahann lebt ihre Rollen – sie singt, spricht und tanzt -und immer ist das Publikum in den Stücken miteinbezogen.
So beginnt etwa das Stück La Cigale et la Fourmi mit einem Theater im Theater, wenn Frau Lahann als Grille Charlotte Cigalotte flötespielend durch das Publikum – es handelt sich um die Schüler*innen der achten, zehnten und elften Jahrgangsstufe- auf die Bühne zieht und wie auf einem Marktplatz allen ihre Künste präsentiert. Zurück geht der adaptierte Stoff auf eine bekannte Fabel von La Fontaine, in der die Grille nach einem Sommer, in dem sie musiziert und getanzt hat, im Winter vor der großen Frage steht, wie sie nun Überleben soll. Das Publikum durchlebt die Jahreszeiten mit der Grille untermalt von französischen Volksliedern, und bemerkt die Not der Grille im Winter: Die Ameise, die emsig gearbeitet und Wintervorräte angelegt hat, verweigert ihr die Hilfe. Eigentlich würde die Grille nun erfrieren müssen, bleibt man beim Originaltext. Doch Frau Lahann kann sich mit diesem Ende nicht zufriedengeben. In Adaption an eine Version von Janosch trifft die Grille auf den blinden Maulwurf, der sie aufnimmt und im Winter unterstützt, schenkt sie ihm doch mit ihrem Gesang Seelennahrung zurück.
Auch im ihrer zweiten Fabel, Tranquilla Trottetoujours, eine Adaption nach Michael Ende, nimmt Frau Lahann das Publikum – diesmal sind es die Jahrgangsstufen fünf bis sieben- mit auf eine Reise. Je passe par les collines et les vallées, je marche travers les champs et les fôrets, pendant la nuit et en plein soleil singt die Schildkröte immer wiederkehrend, als sie sich auf ihre große Wanderung macht, denn sie möchte am Hochzeitsfest des großen Königs Léon le 28 teilnehmen. Während alle Tiere, die sie auf dem Weg trifft, nicht an sie glauben, sie verhöhnen und sich über sie lustig machen, geht Tranquilla ihren Weg ruhig weiter und so schafft sie, was sie sich vorgenommen hat. Dass sich dabei die äußeren Bedingungen verändern – der Löwe stirbt im Kampf mit dem Tiger und letztlich wird dann sein Nachfolger verheiratet – ändert nichts an ihrem Einsatzwillen. Sie erreicht die Hochzeit, die zwei Schüler aus der ersten Reihe nachstellen dürfen.
Im Anschluss an die beiden Stücke findet noch ein reger Austausch mit den Schüler*innen statt. Geschichten auf Französisch, französische Lieder und französische Sprache in einer Theatervorstellung „grillenhaft“ kennenlernen zu können, scheint bei den meisten gut angekommen zu sein. Hoffen wir, dass sich diese Offenheit auch im Unterricht fortsetzen lässt!
An dieser Stelle sei auch ein großes Dankeschön an den Elternbeirat gerichtet, der diese Veranstaltung- neben anderen Aktionen wie die Lesung für die Fünftklässler*innen oder die Osteraktion für die Tafel – mit einer großzügigen Spende unterstützt hat! Un très grand merci à vous!
Regine Völker