Demokratie intensiv – Juniorwahlen zur Europawahl
Ganz Deutschland hat am 9. Juni gewählt. Ganz Deutschland? Nein, außer den Briefwählerinnen und -wählern hat eine kleine Schule am Maindreieck (und dazu tausende weitere Schulen in Deutschland) bereits einige Tage vorher ihre Stimme abgegeben, im Rahmen des nunmehr seit Jahren fest etablierten Modells der Juniorwahlen.
Neu waren diesmal zwei Dinge. Zum einen können Jugendliche erstmals ab 16 wählen, das entspricht ca. 3,5 Millionen Neuwählerinnen und Neuwählern bei einer Gesamtzahl von ca. 61 Millionen Wahlberechtigten.
Neu war aber auch, dass dieser Wahlgang völlig in Schülerhand lag. Der Wahlvorstand, eine bunte Truppe von Freiwilligen, hatte genug zu tun: Informationswände wurden Wochen vor der Wahl ausgehängt, Räume mussten organisiert und Zeitpläne erstellt werden.
Auch im auf die Wahl vorbereitenden Unterricht war eine mehr als normale Aufmerksamkeit zu spüren, durch das Bewusstsein, diesmal neben der Juniorwahl auch tatsächlich wählen zu können.
Am Mittwoch, den 5. Juni war es endlich soweit, die 10. und 11. Jahrgangsstufen gaben ihre Stimme einer der Parteien, die sie über Unterricht, Medien, Wahl-O-Mat oder auf andere Weise kennengelernt hatten. Die Auszählung erfolgte im Anschluss, das Resultat musste zwar sofort nach Berlin an den durchführenden Verein gemeldet, aber bis zum Wahlsonntag, 18 Uhr, geheim gehalten werden.
Das Ergebnis überrascht im Vergleich zu den Europawahlen von 2019 am Gymnasium. Der eindeutige Wahlsieger unter den 10.-11. Klassen ist die CSU (25%), gefolgt von den Grünen (15,3%) und der SPD (9,7%), während die AfD (7,3%) auf dem 4. Platz landet. Die FDP (2,4%) lag bei den Jungwählern der Schule noch hinter der PARTEI, der Tierschutzpartei und der Partei des Fortschritts PdF (je 5,6%). Interessant ist auch, dass die LINKE (4,8%) noch etwas vor dem Bündnis Sahra Wagenknecht (3,2%) liegt.
Endergebnis der Juniorwahl zur Europawahl 2024 Diagramm
Damit wird deutlich, dass auch die Jugendlichen gesellschaftlichen Trends folgen. Die Wahlbeteiligung lag mit 87,9% im Vergleich zur Erwachsenenwahl ungleich höher, was sich leicht daraus erklärt, dass die Klassen gemeinsam zur Wahl gingen.
Was die Politik Europas aus den Ergebnissen macht bleibt abzuwarten. Aus den Schülerinnen und Schülern hat dieses Projekt jedenfalls mündige(re) Wählerinnen und Wähler gemacht, und das ist der Grundstock, auf den Europa und die Demokratie gebaut sind.
(Ri)