„Wollt Ihr riskieren, dass der Turm umfällt?“ – Klimasiedler in Marktbreit
Es ging um nichts geringeres als das Weltklima in der Simulation, die die Schülerinnen und Schüler der 10c an den Projekttagen einen Vormittag lang durchlebten. Grundlage dafür war das altbekannte Siedler von Catan. Lea Wöhl von der KjG der Diözese Würzburg brachte mit ihrem Klimobil dieses Spiel in einer angepassten Form nach Marktbreit. Dort teilte sich die Klasse in Länderteams ein.
Nun ging es darum, ganz wie im Vorbild Rohstoffe zu erspielen, allerdings eher durch Geschicklichkeitsaufgaben als durch Würfelglück. Diese konnten wiederum für Wohlstandspunkte in Form von Autos oder Heizungen getauscht werden. Das für viele Produkte nötige Öl war jedoch auch hier ein endlicher Rohstoff, irgendwann gab es schlicht keines mehr. Mit jedem Baustein wuchs jedoch wortwörtlich auch ein kleiner „Klimaturm“ aus Holzsteinen, der nicht umfallen durfte, sonst traf eine Katastrophe alle Spieler gemeinschaftlich.
In drei Spielrunden bereiteten sich die Länder so auf die finale Konferenz vor, in der es darum ging, gemeinschaftlich Regeln festzulegen, welche Güter noch angestrebt werden konnten und welche Beschränkungen man sich auferlegte, um die Treibhausgasproduktion zu reduzieren und damit das Umfallen des Turms zu verhindern. Nun zeigte sich, wie nahe an den Klimakonferenzen der Realität das Spiel angelegt ist: Erpressung, gegenseitige Vorwürfe, nackte Interessenpolitik – die Parallelen zum Verhalten von Staaten auf der jährlichen COP Klimakonferenz waren schmerzlich rasch offensichtlich. Der Neid auf den wirtschaftlichen Vorsprung der einen und die Klage über ungerechte Risikenverteilung der anderen führten zu heftigen Zerwürfnissen in der Konferenz. Die globale Katastrophe trat zwar nicht ein, weil der Turm stabil gebaut war, aber es gelang nicht, auch nur einen einzigen Kompromiss zu erzielen, da die Vorstellungen von Gerechtigkeit weit auseinandergingen.
Erst in der abgekühlten Nachbesprechung wurde den Schülerinnen und Schülern klarer, wie bitterlich eng die Parallelen zur Realität hier verliefen, und wie sehr ihr Verhalten dem der Nationalstaaten auf den „echten“ Klimakonferenzen ähnelte. Das eigentliche Spielziel, die in einer globalisierten Welt unvermeidbare Verflechtung (klima)politisch relevanter Maßnahmen in ihren Auswirkungen auf andere Erdenbewohner zu begreifen, wurde damit eindeutig erreicht.
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