Erebos und Krabat
Mit Erebos hat Ursula Poznanski ein Jugendbuch verfasst, das in Inhalt und Sprache viele Jugendliche heute anspricht. Auch Krabat von Otfried Preußler wird nach wie vor gerne gelesen und hat von seiner Faszination nichts verloren. In einem Lektüreprojekt hat die Klasse 7b beide Werke kennen gelernt und festgestellt, dass trotz des erheblichen Zeitunterschieds Parallelen gezogen werden können.
In einem fiktiven Gespräch der beiden Hauptfiguren, Nick Dunmore und Krabat, werden einige diese Parallelen deutlich:
Krabat (geht auf Nick zu und mustert seine moderne Kleidung neugierig): Hallo, was führt dich denn hier nach Schwarzkollm in unsere Mühle?
Nick: Hi, eigentlich bin ich mit meiner Schulklasse hier, cooles Freilichtmuseum hier. Aber die Führung ist ziemlich langweilig. Ich bin übrigens Nick und wer bist du?
K: Mein Name ist Krabat. Es gibt hier doch gar keine Schule. In welches Kloster gehst du dann?
N: Ich gehe auf eine Schule in London. Aber jetzt machen wir eine Klassenfahrt, um die Klassengemeinschaft zu stärken, weil ein Computerspiel, „Erebos“, ganz schön viel Unheil gestiftet hat.
K: Was ist denn das? Ein Computerspiel?!
N (überrascht): Zockst du etwa nicht? In welcher Welt lebst du denn? Also Erebos, da muss man sich durch Kämpfe hochleveln und Aufgaben vom Boten erledigen.
K (zögernd): Zocken? Doch, manchmal spiele ich Karten mit den anderen Müllerburschen. Kämpfe- das klingt ja richtig gefährlich. Und wer ist der Bote?
N (überlegt): Der Bote? Mhm … er ist eine Spielfigur, die Aufgaben stellt, die du dann erfüllen musst, dafür wirst du belohnt. Man kämpft nicht selbst, sondern hat einen Avatar – ich bin ein Dunkelelf und der hat tolle Fähigkeiten….
K (unterbricht ihn): Avatar – was ist denn das nun wieder? Ist das so, wie wenn ich aus meinem Körper rausgehe? Das kann ich nämlich, das hat uns der Meister beigebracht. Aber es ist ziemlich gefährlich, wenn du nicht rechtzeitig zurückkehrst, kannst du sterben… Das ist mir fast einmal passiert, während ich in der Osternacht an einem verfluchten Ort gewacht habe, wie das bei uns üblich ist. Mein Freund Juro hat mich gerade noch rechtzeitig zurückgeholt.
N (ruft laut): Digga, DAS ist ja krass… (nachdenklich) aber stimmt, wenn man spielt, vergisst man auch die reale Welt und merkt nicht mehr, wann man besser aufhören sollte. Manche essen und trinken auch gar nichts mehr, weil sie völlig gebannt sind. Aber wie, du kannst aus deinem Körper rausgehen? Echt jetzt?
K: Ja, das hat mich schon auch fasziniert, die Träume und dass die Arbeit plötzlich ganz leicht wurde und alles, was uns der Meister in der Dunklen Kammer mit dem Koraktor beigebracht hat – eben die Sache mit dem „Aus dem Körper rausgehen“ – das kann ziemlich praktisch sein…
N: (murmelt): … kann ich mir vorstellen, in so einer langweiligen Schulstunde zum Beispiel…
K: … Aber mit der Zeit habe ich gemerkt, dass alle, die auf der Mühle leben und Magie betreiben, einen hohen Preis dafür zahlen müssen. Am schlimmsten waren immer die Neujahrsnächte, da mag ich gar nicht mehr dran denken. Wir saßen in der Kammer und haben gezittert. Oder wenn der Gevatter in den Neumondnächten kam und wir Knochen mahlen mussten.
N (erschrocken): Warum bist du nicht einfach abgehauen?
K (ärgerlich): Warum hast DU nicht einfach aufgehört zu zocken?! Scheint ja auch nicht so leicht zu sein, oder? Das mit dem Abhauen war bei mir nicht so leicht, der Meister hat schon dafür gesorgt, dass das unmöglich ist….zuerst findet man alles toll, und wenn man merkt, worauf man sich eingelassen hat, ist es schon zu spät.
N (versöhnlich): Ja, am Anfang des Spiels ist mir auch alles so magisch vorgekommen. Aber dann hat die Geschichte mit den Drohungen und so angefangen. Ganz zu schweigen vom Boten, der irgendwie alles von einem wusste. Das war echt gruselig.
K: Der Meister schien auch überall zu sein. Nie wusste man, wann er auftauchte. Einmal hat er meinen Freund und mich übel bestraft, weil wir einen Auftrag nicht so ausgeführt hatten, wie er es wollte. Die Prügel spüre ich jetzt noch…
N: Autsch! Das geht natürlich bei einem Computerspiel eigentlich nicht. Aber der Bote hat uns im Spiel Aufträge gegeben, die wir in der realen Welt umsetzen mussten. Als ich dann meinen Englischlehrer vergiften sollte, bekam ich echt Angst.
K: (neugierig): Und, hast du es gemacht? Und wie wurdest du bestraft, wenn dich der Bote nicht geprügelt hat?
Vom Eingang ertönen laute Rufe : „Nick? Wo bist du? Der Bus fährt weiter!“
N: (abgelenkt): Wie bitte, oh, mein Freund Jamie und meine Freundin Emily rufen mich! Unser Bus fährt weiter, ich muss los! Mach‘ s gut!
K: (achselzuckend): Das hätte mich jetzt aber schon interessiert. Naja, dann gehe ich mal wieder an die Arbeit, Juro und Lobosch und die Kantorka warten auch schon auf mich.
(Gemeinschaftsproduktion der Schülerinnen und Schüler der 7b)