Exkursion zur KZ-Gedenkstätte Flossenbürg und zum Reichsparteitagsgelände Nürnberg

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Am 4.5.2017 ging es für die 9. Jahrgangsstufe um kurz nach 7 Uhr mit dem Bus los nach Flossenbürg, einer Randgemeinde Deutschlands nahe der tschechischen Grenze. Dort befindet sich eine der zwei KZ-Gedenkstätten in Bayern. Jede der drei 9. Klassen bekam eine separate, etwa zweistündige Führung über das Gelände der Erinnerungsstätte.
Überrascht waren einige gleich zu Beginn, als sie sahen, dass es nur noch sehr wenige Gebäude im Originalzustand gibt. Von den 19 Baracken, in denen die Häftlinge geschlafen hatten, waren keine erhalten geblieben. Lediglich durch in den Boden eingelassene Betonplatten konnten die Schüler sich die damaligen Maße vorstellen. Auch die Kaserne wurde abgerissen.

Insgesamt war das Lager für 4.000 Häftlinge ausgerichtet worden, die über den Bahnhof ankamen. Ein Schock für viele von uns war, dass die Einwohner Flossenbürgs dem Bau des Konzentrationslagers damals zugestimmt hatten, weil ihnen dadurch mehr Arbeitsplätze versprochen wurden. Es war in dieser Zeit auch normal, dass etwa Bauern um Arbeitskräfte für ihre Betriebe baten. Auch einige große deutsche Firmen konnten nur durch Kriegsgefangene und Arbeitern aus den Arbeitslagern erfolgreich weiter wirtschaften.

Um die Anfahrten zu den Unternehmen möglichst kurz zu halten, wurden sogenannte Außenlager gebaut. Mit den Außenlagern umfasste Flossenbürg etwa 100.000 Häftlinge aus verschiedenen Ländern. Die Insassen kamen aus fast allen Ländern Europas. Sehr viele kamen aus Ungarn, Polen und Russland.

Wie viele Menschen in der Zeit von 1938 bis zur Befreiung durch die US-Armee 1945 umkamen, kann nicht exakt gesagt werden. Fest steht jedoch, dass es ungefähr 30.000 Tote gibt, deren Identität geklärt ist.
Diese vielen Toten sind nicht in Gaskammern umgekommen, denn solche gab es in Flossenbürg nicht. Es war kein Vernichtungslager, sondern ein Arbeitslager. Die Häftlinge arbeiteten unter sehr harten Bedingungen in einem Steinbruch, um Granit abzubauen.

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Sehr eindringlich waren auch die Schilderungen über die unzureichende, lebensbedrohliche Ernährung der Gefangenen, da sie täglich lediglich 300 bis 400 Kalorien zu sich nehmen konnten. Die empfohlene Menge bei starker körperlicher Arbeit, wie sie im Steinbruch geleistet werden musste, liegt bei mindestens 2000 Kalorien. Das Essen für die Insassen war zudem oftmals schon verfault, da manche Bauern ihre Gemüseabfälle, die selbst die Schweine nicht mehr wollten, im KZ ablieferten.

Ab 1943 müssten die Arbeiter Flugzeugteile montieren, was sehr gefährlich war.  Die Leichen aller Toten wurden im Krematorium verbrannt, welches heutzutage noch im Originalzustand besichtigt werden kann.
In den Todesmärschen im April 1945 starben mehr als die Hälfte der Menschen. Es gibt einen Friedhof, auf dem ein paar wenige von ihnen begraben liegen.

Zum Abschluss der Führung hatten die Schüler gemeinsam mit ihren Lehrern/Lehrerinnen noch die Möglichkeit, einen Zeitzeugenfilm zu sehen, in dem sechs Männer und eine Frau ihre traurigen Erfahrungen schildern. Zwei von ihnen leben heute noch.

Erschreckende Zitate waren beispielsweise:

„Man gewöhnt sich an die Schläge und nimmt sie nach einer Weile nicht mehr wahr.“

„Tod ist Alltag.“

„Man fühlte sich nach einer Zeit als Untermensch.“

„Man stand dort (auf dem Appellplatz), um gezählt zu werden.“

„Ofen nicht groß genug“

oder „Stapel von Menschen vor dem Ofen wurden angebrannt.“

Die Erzählung des Erlebnisses an einem Heiligen Abend, als öffentliche Erhängungen von Häftlingen stattfanden, war zudem erschütternd.

Bianca Mayr, 9a

 

Reichsparteitagsgelände

Die 9. Klassen erhielten im Anschluss an den KZ-Gedenkstättenbesuch in Flossenbürg noch eine Führung von ihren Lehrern Herrn Geißler und Herrn Richter auf dem Reichsparteigelände in Nürnberg. Das Reichsparteitagsgelände mit dem Zeppelinfeld ist das größte in Deutschland erhaltene NS-Areal mit einer Größe von ca. 25 km², was circa 12 Fußballfeldern entspricht. Das Gelände wurde von den Nationalsozialisten von 1935 bis 37 umgestaltet, wobei allerdings nur ein einziges Gebäude fertiggestellt wurde. Die Architektur erinnert an die römische Kultur, vor allem die Kongresshalle an das Kolosseum, um die Dauerhaftigkeit und Größe eines gewünschten „Tausendjährigen Reiches“ darzustellen. Für die Gebäude wurde auch Granit aus Flossenbürg verwendet, welches die KZ-Häftlinge aus dem Steinbruch herausschlagen mussten. Das Gelände wurde ursprünglich für die Reichsparteitage geschaffen, welche vier bis acht Tage dauerten und den Anwesenden die Ideologie der Nationalsozialisten in möglichst imposanter Weise erfahrbar zu machen, wodurch diese Parteitage auch ein großes Vergnügungsevent für bis zu 320.000 Menschen waren.

Diese jubelten etwa Hitler zu, wie er mit einem Flugzeug aus der Luft auf dem Reichsparteitagsgelände landete und dann von einer Kanzel auf dem Zeppelinfeld aus einer Rede hielt. Dies wurde uns auch zwischendurch immer wieder mit alten Fotos aus dieser Zeit veranschaulicht. Auf den Reichsparteitagen fand auch auf der Großen Straße, die Märzfeld und Zeppelinfeld verbindet, immer eine Militärparade statt. Ursprünglich sollte die Große Straße bis nach Nürnberg hinein gebaut werden.

Heute liegt auf dem Gelände unter anderem das Stadion des 1. FC Nürnberg.  Insgesamt verbrachten wir, die 9. Klassen, einen sehr lehrreichen Tag.

Lea Spitznagel, 9b