Musical „Plastik Opera“
Plastik Opera – gelungene Musical-Aufführung am Gymnasium Marktbreit
Ein Musical einzustudieren und auf die Bühne zu bringen, stellt in jedem Fall eine ganz besondere Herausforderung dar, denn es bedeutet Gesang, Tanz, Schauspiel und Musik in einem durchgängigen Handlungsrahmen zu verbinden.
Dieser künstlerischen und auch logistischen Herausforderung haben sich die Mitglieder des P-Seminars „Musical“ unter der beeindruckenden Leitung von Martin Oltsch gestellt. Und die beiden Aufführungen, die in der letzten Woche in der Turnhalle des Gymnasiums Marktbreit stattfanden, zeigten auf eindrucksvolle Weise, wie die jungen Künstlerinnen und Künstler diese Aufgabe bewältigt haben.
„Plastik Opera“, das Musical von Lothar Becker, das sich das P-Seminar ausgewählt hatte, verbindet geschickt tragische und humorvolle Aspekte: Ein junges Mädchen namens Konstanze ist nach einem Unfall an den Rollstuhl gefesselt. Ihr Körper, sagt sie, fühlt sich seither so steif und kalt wie Plastik an. Da sie ihre Wohnung nicht mehr verlassen kann, beginnt sie, sich eine Fantasiewelt auszudenken, in der sie sagenhafte Figuren besuchen. Es kommen zum Beispiel zwei Astronauten, die auf der Suche nach einem Marsmädchen sind, ein Rockstar, dem die Hits ausgegangen sind, oder ein Guru, den nichts, aber auch gar nichts aus der Ruhe bringt. Alle sprechen mit Konstanze und jeder setzt sich auf seine Weise mit den Themen, die die gelähmte Konstanze nun beschäftigen, auseinander. Was ist wichtig? Kann man frei sein ohne laufen zu können? Kommt es auf die Perspektive an, aus der man die Welt betrachtet oder ist das Selbstbetrug?
Eineinhalb Jahre hat die Gruppe gemeinsam gearbeitet. Neben den logistischen, finanziellen und künstlerischen Herausforderungen haben sich die Schülerinnen und Schüler auch mit der Thematik körperliche Behinderung auseinandergesetzt. Dazu besuchten sie auch das Zentrum für Körperbehinderte in Würzburg und haben sich mit den Menschen dort ausgetauscht. Ebenso kamen die Jugendlichen aus dem Zentrum nach Marktbreit, um sich eine der beiden Vorstellungen anzusehen.
Gekonnt brachten die jungen Künstlerinnen und Künstler die „Plastik Opera“ auf die Bühne und spielten die ganze emotionale Klaviatur dieses Werks aus: Sie zeigten das Zerbrechliche und die Ohnmacht der Figuren, denn keine von ihnen war wirklich heil. Sie ließen die Stimmung zwischen Derbheit und Zärtlichkeit, zwischen bitterem Galgenhumor und groben, spaßigen Unfug oszillieren, bis am Schluss die Freude am Leben über die Einschränkungen siegte, welcher Art auch immer sie sein mögen.
Und das Stück hatte, was ein richtig gutes Musical ausmacht: eingängige, mitreißend interpetierte Songs. Professionell begleitet von einer „Little Bigband“ aus Bläsern und Rhythmusgruppe hatte jeder Song das Potential zu einem Ohrwurm. Mal leise und zart, mal poppig und frech trieben die Lieder die Handlung voran und ergänzten sie. Musiker, Backgroundchor und Solisten, Techniker und Bühnenbildner, lieferten ein wirklich gelungenes, aufwändig gestaltetes Musical vom Feinsten ab, und das Publikum belohnte es mit tosendem Applaus.
Katja Schulte-Bockholt